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223 zusätzliche Betten für Hamburger Krankenhäuser -Fast jeder dritte Patient kommt aus dem Umland / Fortschreibung des Hamburger Krankenhausplans bis 2015 – Erprobung eines innovativen Versorgungsmodelles Psychiatrie

(LNP) Kürzere Liegedauer, aber mehr Patientinnen und Patienten: In Hamburger Kliniken steigt der Bedarf an Betten. Zwar ist die Verweildauer in den Krankenhäusern mit Ausnahme der Kinderheilkunde in allen Fachgebieten zurückgegangen, insgesamt muss das Versorgungsangebot in den Krankenhäusern aber an den gestiegenen Bedarf angepasst werden. Im Vergleich zu 2007 wurden 2011 über 58.000 vollstationäre Fälle mehr behandelt. Dafür werden jetzt 223 Betten mehr in den Krankenhausplan aufgenommen. Die Auslastung der Kliniken ist auch darin begründet, dass immer mehr Menschen aus dem Umland die gute medizinische Versorgung in den Kliniken der Stadt nutzen. Rund 30 Prozent der Patientinnen und Patienten in den Hamburger Kliniken kommen von außerhalb. Mit dem Krankenhaus Jerusalem wird zudem ein Krankenhaus in den Plan aufgenommen, das bisher nur von den Krankenkassen über einen sogenannten Versorgungsvertrag anerkannt war.

Auch der Bedarf in der psychiatrischen Versorgung steigt stetig. Um nicht nur mit vollstationären Kapazitätserweiterungen zu reagieren, wurde zwischen dem größten Hamburger Anbieter für psychiatrische Krankenhausleistungen, der Asklepios Kliniken Hamburg GmbH, den Krankenkassen und der BGV vereinbart, modellhaft neue teilstationäre Versorgungsangebote in besonders betroffenen Stadtteilen zu schaffen, damit Betroffene zeit- und wohnortnah die notwendigen Hilfen erhalten.  Dies schließt außerhalb des Regelungsbereiches der Krankenhausplanung ein, dass an diesen neuen Standorten ambulante psychiatrische Versorgung angeboten werden kann.

„Während in anderen Ländern eher ein Abbau von Krankenhauskapazitäten stattfindet, reagieren wir in Hamburg mit zusätzlichen Betten auf die hohe Anziehungskraft der Gesundheitsmetropole“, so Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks. „Aber nicht in allen Fachgebieten sind mehr stationäre Betten die Lösung. Gerade bei psychischen Erkrankungen ist eine wohnortnahe ambulante Versorgung, insbesondere für die kontinuierliche Behandlung sehr wichtig. Es freut mich, dass gerade die Versorgung von Betroffenen in den sozial schwächeren Stadtteilen künftig durch neue teilstationäre Angebote mit kurzen Wegen sichergestellt wird. Diese Versorgung kann dazu beitragen, dass Klinikaufenthalte vermieden oder zumindest verkürzt werden, da eine optimale Nachsorge gesichert ist. Die Erkrankten bleiben in ihrem vertrauten sozialen Umfeld, was weniger einschneidend als eine stationäre Behandlung ist. Hamburg ist mit diesem Modell Vorreiter für andere Metropolen.“

Prof. Dr. Fokko ter Haseborg, erster Vorsitzender der Hamburgischen Krankenhaus Gesellschaft e.V. (HKG): „Wir begrüßen, dass das Wachstum unserer Gesundheitsmetropole sich erneut in zusätzlichen Kapazitäten unserer Krankenhäuser widerspiegelt. Der stark wachsende Bedarf an psychiatrischer und psychosomatischer Versorgung der Bevölkerung stellt außergewöhnliche Anforderungen an alle Akteure. Das in diese Zwischenfortschreibung eingeflossene innovative Modell kann nur als eine ergebnisoffene Erprobung verstanden werden. Dieses Modell stellt aus Sicht der Krankenhausgesellschaft kein Präjudiz für zukünftige Versorgungsentscheidungen dar. Neue oder erweiterte vollstationäre Versorgungs- und Spezialangebote in der Psychiatrie oder Psychosomatik müssen bedarfsabhängig auch zukünftig realisiert werden.“

„Die Krankenkassen und Krankenkassenverbände in Hamburg sowie der Verband der privaten Krankenversicherung e.V. begrüßen die Zwischenfortschreibung als Schritt in die richtige Richtung, um die Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen durch mehr teilstationäre Behandlungsangebote zu verbessern und keine weiteren Krankenhausbetten aufzubauen“, so Kathrin Herbst, Leiterin der Landesvertretung Hamburg des Verbands der Ersatzkassen e. V. (vdek).

Ziel der einvernehmlich zwischen der Hamburgischen Krankenhausgesellschaft, den Krankenkassenverbänden und der Gesundheitsbehörde beschlossenen Zwischenfortschreibung 2012 des Krankenhausplans 2015 ist es, das aktuelle Leistungsgeschehen in den Hamburger Krankenhäusern abzubilden und erforderliche Veränderungen in die Wege zu leiten.

Trotz des sehr guten ambulanten Versorgungsangebotes ist die Inanspruchnahme der Hamburger Krankenhäuser in 2011 weiter gestiegen. Waren es in 2007 noch 406.278 vollstationär versorgte Fälle, waren es 2011 bereits 464.700. Hinzukommen ambulant und teilstationär in Tageskliniken versorgte Patientinnen und Patienten. Insgesamt zeigt sich ein vollstationärer Anstieg um 3,6% gegenüber 2010. Die stärksten Zunahmen verzeichnen die Geriatrie (12%), die Neurologie (5,8%) und die psychiatrischen Fachgebiete (6 bis 8%).

In der Geriatrie werden mit 77 die meisten Betten zusätzlich genehmigt. Danach folgen die Chirurgie mit 30 sowie die Gynäkologie mit 19 zusätzlichen Betten. Im der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde werden hingegen mit einem Minus von 13 die größte Zahl an Betten abgebaut. Neu in die Krankenhausplanung aufgenommen wird das Krankenhaus Jerusalem/Mammazentrum mit 30 Betten, das letzte Hamburger Krankenhaus, das bisher nur einen separaten Versorgungsvertrag mit Krankenkassen hatte.

Die medizinische Versorgung der psychisch kranken Menschen in Hamburg soll ergänzend durch vernetzte Versorgungsformen, vorwiegend im tagesklinischen Bereich sicher gestellt werden. Zentren für „Seelische Gesundheit“ mit Psychiatrischen Tageskliniken sind mit jeweils 20 Plätzen vorgesehen in den Tageskliniken Steilshop/Barmbek der Asklepios Klinik Nord, in Jenfeld/Horn der Asklepios Klinik Nord, in Osdorf/Lurup des Asklepios Westklinikums und in Neugraben/Fischbek der Asklepios Klinik Harburg. Weitere neue Plätze entstehen in der Tagesklinik für Gerontopsychiatrie im UKE (Zehn Plätze), der Tagesklinik Mümmelmannsberg (Zehn Plätze), der Gerontopsychiatrie im Albertinen-Krankenhaus (Fünf Plätze), der neuen Tagesklinik Kinder- und Jugendpsychiatrie der AK Harburg in Osdorf (Zehn Plätze) sowie der Tagesklinik Psychosomatik in der Schön Klinik Eilbek (18 Plätze). Krankenkassen und Asklepios werden zudem alternative, versorgungsebenen-übergreifende und leistungsorientierte Vergütungssysteme im Bereich der psychiatrischen Versorgung entwickeln.

Die Beteiligten der Krankenhausplanung werden die Auswirkungen und den Erfolg der Versorgungsentscheidungen weiter engmaschig beobachten und diskutieren.

Anmerkung des Verfassers: Die Aussage von Kathrin Herbst, Leiterin der Landesvertretung Hamburg des Verbands der Ersatzkassen e. V. (vdek) steht stellvertretend für die Vertreter der Krankenkassen im Landesausschuss für Krankenhaus- und Investitionsplanung.

Rückfragen der Medien:
Pressestelle der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz
Rico Schmidt; Tel.: 428 37-2332
E-Mail: pressestelle@bgv.hamburg.de

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