(LNP) Mit einem „Frankreichjahr“ wird das Saarland das 50jährige Jubiläum des Elysée-Vertrages feiern. Damit soll die besondere regionale Bedeutung der deutsch-französischen Zusammenarbeit zum Ausdruck kommen. Politik, Wirtschaft und alle gesellschaftlichen Gruppen sind aufgerufen mitzumachen und sich mit eigenen Beiträgen einzubringen.
Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer und Europaminister Stephan Toscani erklärten dazu: „Das Jubiläum des deutsch-französischen Freundschaftsvertrags ist aus saarländischer Sicht nicht nur ein historisches Datum, sondern auch in die Zukunft gerichtet. Das Frankreichjahr ist Ausdruck der besonderen Wertschätzung, die das Saarland dem Nachbarn Frankreich und den französischen Bürgern und französischen Unternehmen im Saarland entgegenbringt.“
„Die zahlreichen Initiativen und Aktivitäten im Frankreichjahr zeigen den hohen Stellenwert, den die deutsch-französischen Beziehungen im politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Leben des Landes haben. Darauf aufbauend wird die Landesregierung in den kommenden Monaten eine umfassende „Frankreich-Strategie“ erarbeiten, mit der das Saarland seine besondere Verbundenheit zum französischen Nachbarn unter Beweis stellen kann“, betonte die saarländische Ministerpräsidentin und Bevollmächtigte bei der Vorstellung des Programms heute in Saarbrücken.
Hintergrund
Am 22. Januar 2013 jährt sich zum 50. Mal die Unterzeichnung des Elysée-Vertrags. Mit diesem Vertragswerk begründeten Konrad Adenauer und Charles de Gaulle eine intensive politische Zusammenarbeit und nachhaltige Freundschaft zwischen Deutschland und Frankreich. Um dieses Jubiläum angemessen zu würdigen, haben die Regierungen beider Länder ein Deutsch-Französisches Jahr ausgerufen. Von Juli 2012 bis Juli 2013 sind die Zivilgesellschaften beider Länder eingeladen, das Elysée-Jahr zu feiern. Die Veranstaltungen und Initiativen werden unter das Dach des Deutsch-Französischen Jahres gestellt und mit einem einheitlichen Logo versehen.
Das Frankreichjahr im Saarland beginnt im September 2012 und umfasst das gesamte Jahr 2013. Es umfasst die Veranstaltungen der saarländischen Landesregierung und wird ergänzt durch die überregionalen Aktivitäten der Ministerpräsidentin als Bevollmächtigte der Bundesrepublik Deutschland für kulturelle Angelegenheiten im Rahmen des Vertrages über die deutsch-französische Zusammenarbeit, die in Zusammenhang mit dem deutsch-französischen Jahr der Bundesregierung und der französischen Regierung durchgeführt werden.
50 Jahre Elysée-Vertrag – Aktivitäten der Bevollmächtigten
Genau am 50. Jahrestag der Rede de Gaulles, am 9. September 2012, findet im Saarländischen Staatstheater in Saarbrücken die Premiere einer bilingualen Multi-Media-Performance mit dem Titel „Elysée63“ statt. Durch die einzigartige Mischung aus Musik, Film und Theater der Künstlergruppe „Die Redner“ wird die damalige politische Rede de Gaulles wieder unmittelbar erlebt. Dies soll eine ganz neue Art der Auseinandersetzung mit den politischen Inhalten ermöglichen. „Es ist mir ein Herzensanliegen während des deutsch-französischen Jahres besonders die Jugend beider Länder anzusprechen.“, so die Bevollmächtigte. Deshalb sind zur Uraufführung am 9. September mehr als 600 deutsche und französische Jugendliche aus allen Bildungssegmenten in das Saarländische Staatstheater eingeladen.
Im Vorfeld der Uraufführung sind ab 16.00 Uhr bereits die „DeutschMobile“ auf dem Theatervorplatz zu bestaunen, zehn Viano Vans, die von jungen Deutschen gesteuert, durch ganz Frankreich fahren und dort an den Schulen mit Spiel und Spaß für das Erlernen der deutschen Sprache werben. Die Träger der Aktion „DeutschMobil“, die Robert Bosch Stiftung und Mercedes Benz France sowie die Föderation der Deutsch-Französischen Häuser führen anlässlich des 9. Septembers 2012, aus allen Regionen Frankreichs kommend eine Sternfahrt auf Saarbrücken durch. Diese findet ihren Höhepunkt in einem kompletten Austausch der Fahrzeugflotte am Nachmittag auf dem Theater-Vorplatz. Mercedes Benz France stiftet aus diesem Anlass 10 nagelneue Vans, die nach der Uraufführung von Saarbrücken aus ein Jahr lang in alle französischen Regionen „ausschwärmen“.
Am 22. Januar 2013, dem Jahrestag der Unterzeichnung des Freundschaftsvertrages wird die Bevollmächtigte, die in dieser Funktion Mitglied der Bundesregierung ist, an den deutsch-französischen Feierlichkeiten in Berlin teilnehmen.
Das gesamte Jahr über will die Bevollmächtigte die grenzüberschreitende Annäherung der jungen Generation in den Mittelpunkt ihres Engagements stellen. Einen Höhepunkt bildet dabei der Zeitraum vom 14. – 27. Januar 2013, in dem in ganz Deutschland und Frankreich im Bildungsbereich besondere Aktionen stattfinden unter dem Motto „Franzosen und Deutsche: einmal Freunde, immer Freunde // Allemands et Français: partenaires un jour, partenaires toujours“.
„Es gilt, sich immer aufs Neue für den kulturellen Austausch und den Erwerb der Partnersprache stark zu machen“, so Annegret Kramp-Karrenbauer. „Die Kenntnis der Sprache des anderen, seiner Kultur und Denkmuster bildet die Basis für fruchtbare deutsch-französische Beziehungen“. Deshalb wird ein weiterer Höhepunkt des Elysée-Jahres das Treffen der 35 französischen Recteurs d’Académie mit den 16 Kultusministern der Länder im Juni 2013 in Hamburg sein. Dort können auch die deutsch-französischen Projekte des Bildungsbereiches zum Jubiläum präsentiert werden. Zu diesem hatte die Bevollmächtigte in einem gemeinsamen Schreiben mit dem französischen Erziehungsminister bereits im Frühjahr die untereinander kooperierenden deutschen und französischen Stellen und Bildungseinrichtungen aufgerufen.
50 Jahre Elysée-Vertrag – das Programm des Saarlandes
Die Landesregierung sieht sich im Frankreichjahr als Impulsgeber und Initiator und lädt ausdrücklich zur Mitwirkung ein. „Das Frankreichjahr ist eine gemeinsame Aufgabe aller Akteure in der deutsch-französischen und saarländisch-lothringischen Kooperation. Ich lade hiermit alle Interessierten ein, eigene Projekte und Maßnahmen aus Anlass des Jubiläums der deutsch-französischen Freundschaft zu initiieren“, betonte Europaminister Stephan Toscani.
Zahlreiche Veranstaltungen der Landesregierung sollen die breite Öffentlichkeit ansprechen: Die Europawoche im Mai 2013 wird unter das Schwerpunkt-Thema Frankreich gestellt sein. In einem internationalen Fachkongress zur frühen Mehrsprachigkeit werden im Rahmen des Interreg-Projekts „Trilingua“ Experten aus zahlreichen Ländern Theorien und Modelle der Zweisprachenvermittlung in Kindergärten und Grundschulen diskutieren. Begleitet wird dieser Kongress durch den Besuch zweisprachiger schulischer Einrichtungen im Saarland und in Lothringen.
Darüber hinaus wird das Frankreich-Jahr Gelegenheit bieten, die Verdienste der zivilgesellschaftlichen Institutionen und Kommunen um die gelebte deutsch-französische Annäherung aufzuzeigen, etwa mit einem Ehrenpreis „Frankreich“ im Rahmen des zweijährlich vergebenen Europapreises.
Auch mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung der Region bietet die deutsch-französische Zusammenarbeit Chancen für das Saarland. Deshalb wird das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr im Dialog mit allen relevanten Partnern aus dem Saarland und aus Frankreich eine Strategie zur Intensivierung der Wirtschaftsbeziehungen erarbeiten. Schwerpunkte sind dabei Wirtschaft, Arbeit und Tourismus. Den Auftakt dazu bildet ein gemeinsamer Wirtschaftskongress, der voraussichtlich im Frühjahr 2013 stattfinden wird. Darüber hinaus ist das Projekt „Action Saar Lorraine“ in der Planung, das kleinen und mittleren Unternehmen helfen soll, den grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt und Wirtschaftsraum effektiver zu nutzen. Mit dem Vorhaben „Fachstelle Grenzüberschreitende Ausbildung“ soll deutschen und französischen Jugendlichen Gelegenheit zur Ableistung von Praktika im Nachbarland gegeben werden.
Neben sportlichen Aktivitäten und Maßnahmen in den Bereichen grenzüberschreitende Gesundheit, Sicherheit, Umwelt und Verbraucherschutz, Soziales und Justiz wird besonders die deutsch-französische Bildung und Kultur einen besonderen Stellenwert im Frankreichjahr haben. Im Rahmen des EU-Projekts „Neue Wege zur Arbeitswelt im Partnerland“ werden erstmals im laufenden Schuljahr neue Formen grenzüberschreitender Schüler-Praktika erprobt. Gleichzeitig werden das Saarland und Lothringen 2013 erstmals als Partnerregionen am „Entdeckungstag“ des Deutsch-Französischen Jugendwerkes teilnehmen können, an dem Schüler in eintägigen Kurz-Praktika und Info-Besuchen Einblicke in die Arbeitswelt der Nachbarn erhalten sollen. Im kulturellen Bereich profitiert das Saarland bereits von einer Fülle von Angeboten wie dem Festival Perspectives, dem Kinder- und Jugendfilmwettbewerb „Créajeune“ oder dem Kunstpreis Robert Schuman.
Interessierte können sich mit ihren eigenen Projekten an das Europaministerium wenden – per Mail unter europa@europa.saarland.de oder unter Tel. (0681) 501-1115.