Startseite BundesländerHamburg Fall Yagmur – keine selbstkritische Auseinandersetzung mit den Fehlern im Jugendamt Mitte

Fall Yagmur – keine selbstkritische Auseinandersetzung mit den Fehlern im Jugendamt Mitte

von Frank Baranowski
0 Kommentare

(LNP) Gestern Abend hat der Parlamentarische Untersuchungsausschuss (PUA) „Yagmur“ den Jugendamtsleiter aus dem Bezirk Mitte, Dr. Peter Marquard, vernommen.

Durch die Befragung wurde erneut deutlich, dass die Mitarbeiter der Jugendämter und des Allgemeinen Sozialen Dienstes (ASD) hohen Arbeitsbelastungen ausgesetzt sind. Zudem wurde deutlich, dass durch häufig wechselnde Zuständigkeiten und schlechte Aktendokumentation entscheidende Informationen nicht bei den zuletzt mit Yagmur betrauten Mitarbeiterinnen angekommen sind.

Dazu erklärt Christoph de Vries, Obmann der CDU-Bürgerschaftsfraktion im PUA Yagmur: „Wir sind froh, dass der sanfte Druck der Öffentlichkeit Herrn Marquard offensichtlich dazu bewogen hat, doch umfassend vor dem PUA auszusagen. Erneut gab es erkennbare Fehler im Jugendamt Mitte, mit denen sich der Leiter des Amtes in der gestrigen Befragung aber kaum kritisch auseinandergesetzt hat. Offensichtlich gibt es keine ausgeprägte Fehlerkultur im jugendamtlichen Handeln in Mitte, womit Herr Marquard dem selbst formulierten Anspruch nicht gerecht geworden ist.

Wie kann es sein, dass im Juni 2012 in dem für Yagmur zuständigen Allgemeinen Sozialen Dienst in Billstedt eine bis heute gültige Arbeitshilfe erlassen wird, die die Dokumentationspflichten ausdrücklich einschränkt und eine Verschiebung der Hilfeplangespräche um mehrere Monate gestattet? Bereits beim Tod von Chantal wurde eine schlechte Dokumentation des Fallverlaufs aufgedeckt. Auch bei Yagmur stellt die Jugendhilfeinspektion mit dem Zuständigkeitswechsel von Eimsbüttel nach Mitte einen rapiden Qualitätsverlust der Aktenführung fest.

Seit längerem besteht im Jugendamt Mitte das Problem, das wichtige Informationen zu den einzelnen Vorgängen auf der Strecke bleiben. Gründe dafür sind unter anderem die schlechte Aktendokumentation und häufig wechselnde Zuständigkeiten der jeweils verantwortlichen Mitarbeiter. Zudem ist nicht nachvollziehbar, dass es im zuständigen ASD in Billstedt, der inzwischen durch die Sozialbehörde als notleidend eingestuft wird und von den Sofortmaßnahmen profitiert, seit 2012 keine Personalverstärkung gab, obwohl die Arbeitsüberlastung der Mitarbeiter bekannt war. Entscheidend für den weiteren Aufklärungsprozess ist deshalb die Frage, welche Anstrengungen vor Yagmurs Tod unternommen wurden, um die bekannten Probleme zu beheben.

Die Konsequenz aus dieser erneut unzulänglichen Falldokumentation, die auch eine Rolle für Yagmurs tragischen Tod spielt, kann nicht sein, dass die Berichtspflichten künftig reduziert werden. Stattdessen sollte verstärkt die Möglichkeit genutzt werden, die fallverantwortlichen Mitarbeiter von bürokratischen Tätigkeiten durch den Einsatz von Schreibkräften wirksam zu entlasten.“
 
Julia Thiel
Pressesprecherin
Benedikt Nufer
stellv. Pressesprecher
CDU-Bürgerschaftsfraktion
Rathausmarkt 1
20095 Hamburg
Fon: 040/428 31 – 1367
Fax: 040/428 31 – 2603
E-Mail: julia.thiel@cdu-hamburg.de

Das könnte dir auch gefallen