(LNP) Die Abgeordneten im PUA Yagmur haben gestern den Leiter des Bezirksamtes Hamburg-Mitte, Andy Grote, sowie den Leiter des Bezirksamtes Bergedorf, Arne Dornquast, vernommen. Die Vernehmung von Andy Grote hat erneut schwere Fehler und Versäumnisse seines Jugendamtes in Zusammenhang mit dem Tod der kleinen Yagmur aufgezeigt.
Dazu äußert sich Christoph de Vries, Obmann der CDU-Bürgerschaftsfraktion im PUA Yagmur: „Andy Grote ist 2012 nur deshalb in dieses Amt gelangt, weil sein Vorgänger – der SPD-Bezirksamtsleiter Markus Schreiber – nach mehreren Todesfällen von Mädchen, die in staatlicher Obhut des Bezirkes waren, zurücktreten musste. Es wäre daher zu erwarten gewesen, dass er dem Kinderschutz und der Arbeitsfähigkeit seines Jugendamtes ein herausragendes Maß an Aufmerksamkeit, Einsatz und Sensibilität widmet. Diesem Anspruch ist er in seinem Amt jedoch erkennbar nicht gerecht geworden. In seiner Funktion als Bezirksamtsleiter ist er verantwortlich für den Kinderschutz in seinem Bezirk. Dass Andy Grote trotz der Fülle und Schwere der Fehler in seinem Verantwortungsbereich jegliche persönliche Verantwortung von sich weist, ist befremdlich. Das Handeln seines Jugendamtes bei der Betreuung Yagmurs ist dermaßen desolat, dass es nicht ohne Folgen bleiben kann.
Bei Yagmurs Martyrium haben sich in fataler Weise die gleichen gravierenden Fehler wiederholt, die bereits für die vorangegangenen tragischen Todesfälle mitursächlich gewesen waren: Es hat keinen einzigen Hausbesuch bei den Eltern gegeben, um sich vor Ort vom Wohlergehen des Kindes zu überzeugen. Die Qualität der Aktenführung war miserabel und entgegen den Vorschriften gab es kein Protokoll des Übergabegesprächs mit dem Jugendamt Eimsbüttel. Wesentliche Informationen kamen so bei der zuletzt für Yagmur zuständigen Fachkraft im Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) nicht an. Nur so ist es zu erklären, dass die Abmeldung des Kindes aus der Kita durch das Jugendamt Mitte angeregt wurde. Eine für das Kind dramatische Fehlentscheidung, da es damit auch dem Blick der letzten Instanz, die es hätte schützen können, endgültig entzogen wurde.
Es ist ein Skandal, dass die Dokumentationspflichten und Vorgaben zur Durchführung von Hilfeplangesprächen durch den Erlass einer Arbeitshilfe für den für Yagmur zuständigen ASD auch noch durch die Vorgesetzten gelockert wurden. Bezirksamtsleiter Grote hatte hierüber unverständlicher Weise keine Kenntnis, obwohl bei den früheren Todesfällen mangelhafte Aktenführung und schlechte Falldokumentation stets angeprangert wurden. Ebenso wenig ist es nachvollziehbar, dass er sich nicht regelmäßig über Überlastungsanzeigen seiner Mitarbeiter informieren ließ. Sie wären für ihn ein klares Indiz für die Überforderung seiner Jugendamtsmitarbeiter gewesen. In dem für Yagmur zuständigen ASD hatte es im Jahr 2013 allein fünf Überlastungsanzeigen gegeben, unter anderem dabei auch von der für das Mädchen verantwortlichen Mitarbeiterin.
Die Aussagen von Andy Grote haben deutlich gemacht, dass es erst eines weiteren toten Kindes bedurfte, bis er endlich konsequent und energisch Maßnahmen zur personellen Verstärkung seines Jugendamtes bei der zuständigen Behörde eingefordert hat. Dies wirft nicht nur ein Schlaglicht auf seine persönliche Verantwortung, sondern auch auf die politische Verantwortung von Senator Scheele. Die bisherige Begründung des Senators, vor den dringend notwendigen Personalaufstockungen erst die Einführung des Personalbemessungssystems abwarten zu müssen, ist damit außer Kraft gesetzt. Senator Scheele hat inzwischen nun doch Personalaufstockungen in notleidenden ASDs als Sofortmaßnahme angeordnet, obwohl mit der Einführung des Personalbemessungssystems erst 2015 zu rechnen ist.“
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