(LNP) Nach Bekanntwerden der stiefmütterlichen Behandlung des Faches Ethik an den bayerischen Schulen fordert der bildungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Bayerischen Landtag, Martin Güll, zur Stärkung und Unterstützung der Ethik-Lehrkräfte ein Sofortprogramm für Ethik-Qualifizierung. „Kultusminister Spaenle kümmert sich hauptsächlich um die Premiumfächer Deutsch, Mathematik, Sprachen und Naturwissenschaften, um bei den Vergleichstest unter den Ländern gute Ergebnisse vorweisen zu können“, kritisiert Güll.
Das Fach Ethik werde an allen Universitäten in Bayern äußerst stiefmütterlich behandelt. Aus einer parlamentarischen Anfrage des jetzigen Kultusstaatssekretärs Bernd Sibler (CSU) aus dem Jahre 2010 geht hervor, dass an allen Universitäten zusammen im Wintersemester 2009/2010 nur 235 Studierende Ethik als erstes oder zweites Studienfach gewählt haben. Selbst als drittes Studienfach wählten nur 285 Studierende Ethik. „Für alle Fächer an Bayerns weiterführenden Schulen gibt es klare Qualifikationsmaßstäbe, nur für Ethik nicht“, stellt Martin Güll fest. An Grund- und Hauptschulen würden nach Gülls eigener Erfahrung als Lehrer und Schulleiter an einer Hauptschule „quasi null Qualifikation“ für den Ethik-Unterricht vorausgesetzt. „In den Pflichtschulen unterrichten die Lehrkräfte Ethik, die noch Stunden frei haben oder dafür eine besondere Vorliebe haben.“ Selbst an weiterführenden Schulen wie Realschule, Gymnasium und beruflichen Schulen seien, so Güll, „jede Menge Lehrkräfte“ im Fach Ethik eingesetzt, obwohl sie oft kaum mehr als eine Fortbildung genossen haben.
„Religion und das Ersatzfach Ethik sind an Bayerns Schulen Vorrückungsfächer. Wegen Ethik kann man theoretisch sitzenbleiben. Spaenle muss hier sofort handeln und dem Landtag einen Bericht geben“, fordert der Bildungsausschussvorsitzende Martin Güll. „Schon allein deswegen, weil das Fach Ethik immer stärker nachgefragt wird. Für konfessionslose Schülerinnen und Schüler und solche mit Migrationshintergrund ist Ethik Pflichtfach.“ Laut Angaben des Kultusministeriums nahmen allein im Schuljahr 2010/2011 über 250 000 Schülerinnen und Schüler am Ethikunterricht teil, allein fast 60 000 in den Grundschulen (13,4 Prozent) und 50 000 in den Gymnasien (13,3 Prozent).
Carolin Arns
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