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19. Oktober 2024
Hessen

Landtagspräsident Norbert Kartmann zum 70. Jahrestag des Erlasses zur Deportation der Sinti und Roma nach Auschwitz am 16. Dezember 2012

(LNP) Der Präsident des Hessischen Landtags, Norbert Kartmann, hat an den 70. Jahrestag des Erlasses zur Deportation der Sinti und Roma nach Auschwitz am 16. Dezember 2012 erinnert. Am 16. Dezember 1942 erließ Himmler den Befehl zur Deportation der noch im damaligen Reichsgebiet lebenden Sinti und Roma.

„Eine halbe Million Sinti und Roma fanden unter den Nazis den Tod. Über 20.000 Sinti und Roma aus elf Ländern Europas wurden zwischen Februar 1943 und Juni 1944 nach Auschwitz in das so genannte ‚Zigeunerlager‘ deportiert, mindestens 17.000 von ihnen dort ermordet. Allein aus Deutschland, darunter auch Hessen, wurden an die 15.000 Menschen zwischen 1938 und 1945 als ‚Zigeuner‘ oder ‚Zigeunermischlinge‘ umgebracht, davon etwa 10.500 in Auschwitz-Birkenau“.

Der Landtagspräsident weiter: „Bereits seit 1939 wurden auch hessische Sinti und Roma von den Nazis in verschiedene Konzentrationslager deportiert. Der Erlass zur Deportation führte dann dazu, dass Sinti und Roma überall in Hessen nach Listen verhaftet, zu Sammelstellen gebracht und in Transporten der Reichsbahn gruppenweise ins Konzentrationslager Auschwitz II deportiert wurden. Aus Wiesbaden und Umgebung wurden am 8. März 1943 etwa 100 Menschen vom Sammelpunkt in der zerstörten Synagoge in der Friedrichstraße durch die Stadt zum Bahnhof getrieben, in Güterwaggons verfrachtet und am nächsten Tag nach Auschwitz-Birkenau abtransportiert. Auch aus dem Frankfurter Lager in der Kruppstraße wurden etwa 100 Menschen von einem Stadtteilbahnhof aus mit den angehängten Waggons aus Wiesbaden nach Auschwitz deportiert und am 16. März weitere Menschen aus Gießen, Friedberg und Darmstadt.

In einem letzten großen Transport am 23.03. wurden Sinti und Roma aus Städten und Kreisen des Regierungsbezirks Kassel – aus Marburg, Fulda, Hanau, Kassel, Eschwege, Schlüchtern und Hersfeld – zusammengeführt und nach Auschwitz deportiert. In Marburg waren es Menschen aus der Stadt sowie aus den Orten Cölbe, Rauschenberg, Dreihausen und Oberweimar, die nach vorangegangener Haft im Keller des Landratsamtes vom Bahnhof die Fahrt nach Auschwitz antreten mussten. Weiterhin folgten einzelne Sinti und Roma nach, die ermittelt oder denunziert und nach Auschwitz verschleppt wurden.“

„Am Beispiel des Antiziganismus können wir über die Ursache und Wirkung von Rassismus und Vorurteilen lernen. Und darüber, wie wichtig es ist, den Anfängen zu wehren: den Anfängen von Vorurteilen, Klischees und Ressentiments, die zu Stigmatisierung, Diskriminierung und am Ende zu Massenmord führen. Das Erinnern muss in die Zukunft wirken, um eine Wiederholung der Geschehnisse zu verhindern. Mit dem Gedenken an den 16. Dezember vor 70 Jahren halten wir die Warnung für zukünftige Generationen wach“, betonte der Landtagspräsident abschließend.

Carola May
Protokoll
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