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18. Oktober 2024
Sachsen

Külow: Aufmarsch mit Waffen-SS-Uniform beim „Tag der Sachsen“ straflos – Sachsens Justiz auf rechtem Auge blind / Der kulturpolitische Sprecher der Fraktion DIE LINKE im Sächsischen Landtag, Dr. Volker Külow, erklärt

(LNP) Wieder einmal dürfte die sächsische Justiz mit einer Entscheidung für überregionale Aufmerksamkeit und Irritation sorgen. Im September schlug das Auftreten von Wehrmachtsfans in Gestalt der Militärtechnikfreunde Sachsen mit originalgetreu nachempfundnen Waffen, Uniformen und Fahrzeuge der Okkupationstruppen des „Dritten Reichs“ einschließlich eines Tarnanzuges der Waffen-SS sowie Wegweisern nach Moskau und Sewastopol am „Tag der Sachsen“ in Freiberg politisch und medial hohe Wellen.

Ich thematisierte den skandalösen Vorgang mit zwei Kleinen Anfragen im Sächsischen Landtag (siehe DS 5/10108 und DS 5/10207 in der Anlage). Die zuständige Polizeidirektion legte daraufhin der Staatsanwaltschaft Chemnitz einen Prüfvorgang vor, die wiederum ein Ermittlungsverfahren einleitete. Dieses Ermittlungsverfahren ist nunmehr nach einem Bericht der LVZ vom 2./3. Februar 2013 mit dem Verweis auf die Sozialadäquanzklausel eingestellt worden.

Diese Entscheidung ist unverständlich und kann nur als ein erneuter Versuch gewertet werden, juristisch zu legitimeren, dass künftig noch leichter Hitlers Vernichtungsmaschinerie im Gewand der militärhistorischen Brauchtumspflege bei Volksfesten und Events aller Art verharmlost und ihre alltagskulturelle Verankerung erleichtert wird.

Es ist das bekannte Muster in der sächsischen Justiz, die auf dem rechten Auge sehr oft blind ist. Während den Neonazis und ihren Verharmlosern oftmals Verständnis und Wohlwollen entgegenschlägt, wird aktiver Antifaschismus häufig kriminalisiert. Eines der jüngsten Beispiele in dieser endlosen Skandalkette: Gegen den Teambetreuer des Fußballsportvereins „Roter Stern Leipzig“ Carsten G. läuft derzeit ein Ermittlungsverfahren, weil er einen Spieler von „Lipsia Eutritzsch“ fotografierte, der nach dem Ausziehen des Trikots für jedermann sichtbar ein tätowiertes Hakenkreuz trug; dieses Foto stellte Carsten G. anschließend auf der Mannschaftshomepage von „Roter Stern Leipzig“ ins Netz. Es erübrigt sich gewiss der Hinweis, dass das Ermittlungsverfahren gegen den Kicker mit dem Nazisymbol schnell wieder eingestellt wurde, während das Verfahren gegen Carsten G. weiterhin läuft.

Pressesprecher der Fraktion DIE LINKE im Sächsischen Landtag: Marcel Braumann, Tel.: 0171 / 89 83 985

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