(LNP) Am 3. Mai 2013 fällt der offizielle Startschuss für das Bewerbungsverfahren zur Aufnahme in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes. Seit 2003 stellt die UNESCO mit dem dazugehörigen Übereinkommen – dem Deutschland kürzlich beigetreten ist – auch kulturelle Ausdrucksformen in den Fokus der Öffentlichkeit und fördert insoweit die internationale Kooperation. 151 Staaten sind dem Übereinkommen bisher beigetreten, das mehr als 290 kulturelle Ausdrucksformen als immaterielles Kulturerbe schützten soll – darunter der spanische Flamenco, die japanische Puppentheatertradition oder die iranische Teppich-Knüpfkunst.
Ziel ist es, in allen Weltregionen überliefertes Wissen, Können und Alltagskulturen als Teil des Erbes der Menschheit zu erhalten und zu fördern. Es handelt sich dabei um lebendige Traditionen und Praktiken, die einer Gemeinschaft ein Gefühl der Identität und der Kontinuität vermitteln, wie beispielsweise Musik, Tanz, Brauchtum, Feste oder traditionelle Handwerkstechniken. Das immaterielle Kulturerbe ist äußerst vielfältig und unterliegt – im Gegensatz zu den als Welterbestätten geschützten Baudenkmälern oder Stadtensembles – der steten Veränderung, weil die kulturellen Ausdrucksformen seit Jahrtausenden von Generation zu Generation weitergegeben werden. Für diese Vitalität ist es jedoch maßgeblich, dass sich Menschen in einer Gruppe darauf verständigen, ihre Bräuche und Traditionen aktiv zu pflegen und am Leben zu halten.
Gerade in Bayern genießt die Pflege und der Erhalt der regionalen kulturellen Ausdrucksformen einen besonders hohen Stellenwert. Kunstminister Wolfgang Heubisch betont: „Die vielfältigen Bräuche, Rituale, Feste und sonstigen Ausdruckformen sind im Herzen unserer Bevölkerung verankert. Sie sind nicht nur Teil unserer bayerischen Identität, sondern auch von großer Bedeutung für den sozialen Zusammenhalt. Ihre Bewahrung ist auch vor dem Hintergrund des demografischen Wandels eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe.“ Die Erfahrung mit den Globalisierungsprozessen hat ein neues Bewusstsein für das komplexe Zusammenspiel von Modernisierung und Tradition geschaffen. Verwurzelung und Heimatverbundenheit spielen dabei für immer mehr Menschen eine wichtige Rolle. „Unabhängig vom UNESCO-Übereinkommen zum immateriellen Kulturerbe müssen wir alles daran setzen, den großen unbezahlbaren Schatz an gelebter bayerischer Tradition und Lebensfreude für die Zukunft zu bewahren“, so Heubisch.
Gruppen und Gemeinschaften, die eine kulturelle Ausdrucksform praktizieren, können ihre Anmeldung bis zum 30. November 2013 in ihrem jeweiligen Bundesland einreichen. Auch länderübergreifende Vorschläge sind möglich. Die Bewerbungsunterlagen sowie umfangreiche Informationen zu Verfahren und Voraussetzungen sind auf der Webseite der Deutschen UNESCO-Kommission unter www.unesco.de verfügbar. An dem mehrstufigen Auswahlverfahren sind die Bundesländer, der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, das Auswärtige Amt und die Deutsche UNESCO-Kommission beteiligt. Über die im Bewerbungszeitraum in Bayern eingehenden Bewerbungen wird anschließend ein unabhängiger Gutachterausschuss beraten und ein fachliches Votum abgeben. Im Frühjahr 2014 stehen dann die zwei bayerischen Vorschläge für das nationale Verzeichnis fest.
Mit der nationalen Liste erfolgt erstmals eine strukturierte Bestandsaufnahme über die immateriellen Schätze in Deutschland. Welche Tradierungs- und Organisationsformen Deutschland zu bieten hat und die Vielfalt des Spektrums sind bislang weitgehend undokumentiert. „Deutschlands Beitritt zum immateriellen Kulturerbe wird einen wichtigen Beitrag dazu leisten, unsere Traditionen sichtbar zu machen und die öffentliche Wahrnehmung in diesem Bereich zu schärfen. Ich bin sicher, dass das Bewerbungsverfahren eine interessante Diskussion in Gang setzen wird“, so der Kunstminister.
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