Macron setzt längst überfällige Führungspositionen-Richtlinie auf die Agenda der französischen Ratspräsidentschaft
(lnp) FidAR begrüßt die Initiative des französischen Präsidenten Emmanuel Macron , im Rahmen der Ratspräsidentschaft Frankreichs die Richtlinie zur ausgewogeneren Vertretung von Frauen und Männern in Führungspositionen der Wirtschaft nun endlich in der EU auf den Weg zu bringen. Trotz eines Höchststands an Frauen in Führungspositionen hat Deutschland weiterhin großen Aufholbedarf. Das zeigt der zum 01.01.2022 aktualisierte Women-on-Board-Index von FidAR: Bei den DAX-Unternehmen sind Frauen in Aufsichtsräten und Vorständen weiterhin stark unterrepräsentiert. Positiv ist die bereits jetzt feststellbare Vorwirkung des Mindestbeteiligungsgebotes.
Das zweite Führungspositionengesetz mit dem Mindestbeteiligungsgebot für Vorstände ist zwar erst ab dem 01.08.2022 bei der Bestellung von Vorständen einzuhalten, es sorgt aber schon jetzt für neue Dynamik. Seit über die Pläne für eine Vorstandsquote Ende 2020 diskutiert wurde, haben dreizehn Unternehmen eine Frau in die Vorstandsetage geholt.
„In zu vielen Unternehmen sind Männer in den Chef etagen noch immer unter sich. Aber der Trend geht klar zu mehr Frauen in Top-Positionen, auch wenn das noch schneller gehen könnte. Die Zahlen zeigen: Gesetzliche Vorgaben wirken. Unternehmen, die unter das Mindestbeteiligungsgebot fallen, wissen, dass sie künftig keine Vorstände ohne Frauen mehr aufstellen können. Davon profitieren hochqualifizierte Frauen genauso wie die Unternehmen selbst“, sagt Bundesfrauenministerin Anne Spiegel.
Der durchschnittliche Frauenanteil in den Aufsichtsräten der 187 größten Börsenunternehmen ist auf 33,5 Prozent gestiegen – im Vergleich zum Frühjahr ein magerer Zuwachs von 0,3 Prozentpunkten. In den Vorständen liegt der Anteil jetzt bei 14,5 Prozent, ein ebenso marginaler Anstieg um 1,5 Prozentpunkte.
Untersucht wird von FidAR der Frauenanteil in den Spitzengremien der 160 im DAX, MDAX und SDAX sowie der aktuell 27 im Regulierten Markt notierten, voll mitbestimmten Unternehmen. Bei den aktuell 104 der Aufsichtsratsquote unterliegenden Unternehmen ist der Frauenanteil weiterhin sowohl in den Aufsichtsräten (35,6 %) als auch in den Vorständen (15,8 %) signifikant höher als bei Unternehmen, die nicht unter die Quote fallen – bei den 83 Nicht -Quoten-Unternehmen liegt der Frauenanteil in den Aufsichtsräten (27,3 %) und in den Vorständen (12,3 %) deutlich niedriger.
Positiv ist die Entwicklung bei den aktuell 66 börsennotierten und paritätisch mitbestimmten Unternehmen mit mehr als drei Vorstandsmitgliedern, die unter das Mindestbeteiligungsgebot im Vorstand fallen. Seit Bekanntgabe der Pläne im Oktober 2020 haben adidas, BAYER, E.ON, HeidelbergCement und Infineon Technologies im DAX, Knorr-Bremse, Uniper und Wacker Chemie im MDAX, Fielmann, Hochtief, Südzucker und Traton im SDAX sowie HENSOLDT im Regulierten Markt eine Frau in den Vorstand berufen. Sie erfüllen damit bereits jetzt die ab August 2022 geltenden Vorgaben.
17 der 66 Unternehmen (25,8 %) haben aber weiterhin keine Frau im Vorstand. Insgesamt sind mit 94 etwa die Hälfte der 187 Konzernvorstände frauenfrei. Hier besteht Handlungsbedarf. Deutschland liegt damit im europäischen Vergleich deutlich zurück. „WoB-Index belegt: Quoten wirken besser als jede Selbstverpflichtung“
Frauen in die Aufsichtsräte (FidAR) e. V. . Kurfürstendamm 61 . 10707 Berlin . info@fidar.de . www.fidar.de Vorstand: Marie-Alix Freifrau Ebner von Eschenbach (Präsidentin), Prof. Dr. Anja Seng, Dr. Michaela Damson, Manuela Roßbach
Amtsgericht Charlottenburg . Vereinsregister Nummer VR 26170 B „Die seit 2016 geltende 30-Prozent-Quote für Aufsichtsräte hat einen enormen Schub für mehr Frauen in Spitzenpositionen gebracht – und zwar nicht nur in den Aufsichtsräten, sondern auch in den Vorständen und im Management der Konzerne, die unter die Quote f allen.
Die Quote gilt aber nur für etwa hundert Unternehmen in Deutschland. Eine europäische Führungspositions-Richtlinie hätte in Deutschland – auch wenn die Bundesregierung aufgrund des deutschen Führungspositionengesetzes die Aussetzungsklausel anwenden wird – eine positive Signalwirkung und würde neue Impulse für die Akzeptanz von Gleichstellung in der Gesellschaft und in der Wirtschaft setzen.“, erklärt FidAR-Präsidentin Marie-Alix Ebner von Eschenbach. „Die neue Bundesregierung hat sich das Ziel gesetzt, bis zum Ende des Jahrzehnts die Gleichstellung von Frauen und Männern zu erreichen. Aktuell sind gerade einmal neun der 187 Vorstände und zwölf der 187 Aufsichtsräte paritätisch besetzt.
Für die DAX-Unternehmen bedeutet dies, dass wir etwa 300 zusätzliche Frauen in Vorständen und etwa 350 Frauen für die Aufsichtsräte benötigen. Um das Ziel Gleichstellung bis 2030 zu erreichen, bedarf es effektiver Maßnahmen, wie eine Ausweitung der Quoten.“
Der WoB-Index wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Quelle: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 17.01.2022
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