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Anonymisierte Bewerbungen / von Berg: „Pilotprojekt in Hamburg starten“

(LNP) Aussortiert, weil Foto, Alter oder Name nicht ins Raster passen? Studien und Pilotprojekte haben gezeigt, dass Frauen, ältere Menschen oder Migranten und Migrantinnen bei einer anonymisierten Bewerbung eher ein Vorstellungsgespräch bekommen. Die Grünen regen dazu ein Pilotprojekt in Hamburg an und haben einen entsprechenden Antrag eingereicht.

Dr. Stefanie von Berg, frauenpolitische Sprecherin der Grünen Bürgerschaftsfraktion, sagt dazu: „Bewerbungen ohne Foto, Namen oder Altersangabe verhindern Diskriminierungen nachweislich, da allein die fachliche Qualifikation in den Mittelpunkt rückt. Auch in Hamburg gibt es keine wirkliche Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt.

Wir wollen erreichen, dass Hamburg ein zeitlich befristetes Pilotprojekt startet. Sowohl die Verwaltung als auch Landesbetriebe wie etwa die Hamburger Hochbahn, Hamburg Wasser oder die Stadtreinigung sollen diesen Weg ausprobieren.

Mit dem Projekt wollen wir herausfinden, ob Frauen gezielt gefördert werden können und ob sich der Anteil von Personen mit Migrationshintergrund messbar erhöht. Denn Diskriminierung ist nicht nur beschämend – sie schadet auch der Volkswirtschaft, da derzeit mehr als die Hälfte aller Bewerbungen sofort in den Papierkorb wandert.“

Hintergrund
Bei einem anonymisierten Bewerbungsverfahren wird zunächst auf ein Foto der sich bewerbenden Person, ihren Namen, die Adresse, das Geburtsdatum oder Angaben zu Alter, Familienstand oder Herkunft verzichtet. Eine Einladung zum Bewerbungsgespräch erfolgt dann allein nach fachlichen Kriterien. Auf diesen Effekt verweisen internationale Studien und Praxiserfahrungen etwa in Frankreich, der Schweiz, Schweden und Belgien. In den USA ist die anonymisierte Bewerbung bereits ein Standardverfahren.

Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes hat im November 2010 ein einjähriges Pilotprojekt zur anonymisierten Bewerbung in Kooperation mit verschiedenen deutschen und internationalen Unternehmen gestartet. Mit dabei waren zum Beispiel die Stadtverwaltung Celle, die dieses Verfahren auch nach dem Pilotprojekt beibehalten hat, sowie L’Oreal und die Deutsche Telekom. Der Abschlussbericht ist positiv, insbesondere zeigt sich, dass anonymisierte Bewerbungsverfahren mit einem standardisierten Bewerbungsformular praktikabel sind. Anonymisierte Bewerbungsverfahren sind somit ein zielführendes Instrument, um das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) durch konkrete Verfahrensregeln zu unterlegen.

Jan Dube – Pressesprecher
Bündnis 90 / Die Grünen
GRÜNE Bürgerschaftsfraktion Hamburg
Burchardstraße 21, 20095 Hamburg
jan.dube@gruene-fraktion-hamburg.de
Telefon: +49-40-42831-2175
www.gruene-fraktion-hamburg.de

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