(LNP) Eine neue Studie des Instituts für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) hat ergeben, dass Bayerns Grundschüler innerhalb Deutschlands auf Platz eins liegen. In allen Teildisziplinen (Lesen, Hörverständnis und Rechnen) befindet sich Bayern an der Spitze. Interessant war aber vor allem die mediale Behandlung der Studie. Es standen weniger die Ergebnisse im Vordergrund, sondern die schnelle Reaktion der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).
„Welchen Sinn hat es, wenn die Vergleiche immer wieder zeigen, dass dieselben Bundesländer an der Spitze stehen und dieselben Länder am Ende?“ heißt es in der Pressemitteilung – so, als sei es die Schuld der besser abschneidenden Länder, dass andere hinterherhinken. „Aber auch gut zehn Jahre nach dem PISA-Schock niemand sagen kann, warum das so ist! Völlig unerforscht ist auch, welche Maßnahmen ergriffen werden müssten, um die Qualität der Lernprozesse zu verbessern.“ Diese gespielte Ahnungslosigkeit ist schon überraschend. Wenn sich durch einen objektiven Vergleich herausstellt, dass die einen besser sind als die anderen, kann man dann nicht davon ausgehen, dass sich die Schlechteren ein Beispiel an den Besseren nehmen könnten? Dass einer Pädagogen-Organisation dieser relativ einfache Schluss nicht in den Sinn kommt, stimmt dann doch etwas nachdenklich.
In der GEW sind nicht etwa Bildungsexperten vereinigt, wie nun in manchen Medien zu lesen ist. Es handelt sich ganz einfach um eine Gewerkschaft, deren politisches Wirken aber weit über eine normale Arbeitsnehmervertretung hinausgeht. Ein besonderes Herzensanliegen ist ihr die Abschaffung des Bildungsföderalismus, für den sie viele farbige Kampfbegriffe verwendet: Flickenteppich, Irrgarten, Anachronismus, Kleinstaaterei, Kirchturmpolitik, Gartenzwergmentalität. Sie lehnt das Leistungsprinzip in der Schule ab, fordert Ganztages- und Gesamtschulen und eine möglichst weitgehende Übernahme von Erziehungsaufgaben durch den Staat. Die GEW steht also nicht gerade für eine Schulpolitik, die sich auf die Vermittlung von Kenntnissen und Fähigkeiten konzentriert.
Dass man einer derartigen Organisation die Deutungshoheit der Studie überlässt, ist kaum nachvollziehbar. Aus Sicht der Bayernpartei jedenfalls erscheint es schon lohnenswert, sich die Ergebnisse der Erhebung anzuschauen.
Richtig ist sicher die Feststellung, dass die Leistungen der Grundschüler in Stadtstaaten aus demographischen Gründen nicht ohne weiteres mit denen in Flächenstaaten gleichgesetzt werden dürfen. Aber auch in den mehr oder weniger vergleichbaren Bundesländern gibt es gravierende Unterschiede. So liegt Bayern beispielsweise im Zuhören 29 Punkte vor dem Saarland, was einem Lernvorsprung eines halben Schuljahrs entspricht.
Und interessant ist auch, dass die Bundesländer, die sich eine hohe Quote von Kindern in den angeblich für die spätere Schullaufbahn so wichtigen staatlichen Betreuungsangeboten und in Ganztagsschulen auf die Fahnen schreiben, keineswegs besonders gut abschneiden: Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg, bei der Betreuung der Unter-3-Jährigen ganz vorne, landen auf den Plätzen sieben und acht – lediglich drei Punkte vor den schwächsten Flächenländern, aber fast 20 Punkte hinter Bayern. Sachsen, das östliche Bundesland mit den wenigsten „Kita“-Plätzen, landet dagegen auf einem respektablen zweiten Platz.
Wenn im internationalen PISA-Vergleich die finnischen Schüler vorne liegen, dann unternehmen Politiker und Rektoren tagelange Bildungsreisen, um zu sehen, was die Finnen an ihren Schulen anders machen. Wenn aber im Bundesvergleich die Bayern am besten abschneiden, kommt niemandem in den Sinn, das bayerische Bildungssystem auf seine Vorteile hin zu durchleuchten.
Wenigstens scheinen diejenigen Akteure, die sonst jede Bildungsstudie zum Anlass nehmen, um den Ländern ihre Schulhoheit zu nehmen, auf einmal ganz ruhig zu sein. Vor allem die Grünen, die sonst immer ganz vorn dabei sind, wenn es darum geht, mehr Macht in Berlin anzuhäufen, mahnen lieber andere Themen wie Inklusion und Integration an. Es ist wohl in diesem Fall zu offensichtlich, dass sich hier eine Stärke des Föderalismus gezeigt hat.
Der Föderalismus in der Bildung, den die Bayernpartei seit jeher gegen alle Zentralisierungsbemühungen verteidigt, ermöglicht es einzelnen Ländern, ihre erfolgreichen Bildungsangebote ohne Einmischung durch den Bund durchzuziehen. Zugleich erlaubt es der Föderalismus den Ländern, sich die Erfahrungen anderer zunutze zu machen. Und Länder wie die Stadtstaaten, die ganz eigene Voraussetzungen geltend machen, haben dann eben auch die Aufgabe, ihre eigenen maßgeschneiderten Lösungen zu finden. Die Frage, die eine solche Studie aufwirft, sollte darum sein, warum diese Länder es nicht wollen oder nicht schaffen, zu den anderen Ländern aufzuschließen. Den Kindern hilft es jedenfalls nicht, wenn der Tenor nur lautet „Wie langweilig, da kommt ja jedes Mal dasselbe raus“.
Richard Schöps
Pressesprecher
der Bayernpartei
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