Startseite BundesländerBayern Bei den Diskussionen rund um den öffentlichen Nahverkehr ging es heiß her. Am Donnerstag den 6. Juni 2013 drehte sich in der Geschäftsstelle der Piraten in Würzburg alles um den Nahverkehr

Bei den Diskussionen rund um den öffentlichen Nahverkehr ging es heiß her. Am Donnerstag den 6. Juni 2013 drehte sich in der Geschäftsstelle der Piraten in Würzburg alles um den Nahverkehr

von Frank Baranowski
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(LNP) Rund zwanzig Menschen hatten sich dort versammelt um sich die Vorträge mit anschließender offener Diskussion anzuhören.

In seinem sehr informativen Vortrag sprach Thomas Naumann vom strukturellen Wandel der Verkehrsnutzung. In Stuttgart ging beispielsweise seit 2000 die Anzahl der Automobilhalter um 8% gesamt und unter den 18-25Jährigen um 63% zurück. Diesen Wandel, weg von Autobesitz und -Nutzung gilt es zu unterstützen, um nachhaltigere Mobilität zu erreichen. Wichtig ist hierbei vor allem ein attraktiver ÖPNV mit gutem Angebot. Straßenbahnen werden um 50% besser angenommen als Busse mit gleichem Angebot. Der Nutzen des öffentlichen Nahverkehrs für eine Kommune wird generell stark unterschätzt: So wären ohne Nahverkehr Investitionen in Würzburg von ca. einer Milliarde Euro nötig, um allein genügend Parkplätze bereitzustellen, außerdem wären mehr Straßen nötig. Es würde der Tod der Innenstadt drohen, wie in den USA vielfach zu beobachten. Wirtschaftlich lohnt sich bereits heute selbst ein defizitärer ÖPNV für eine Kommune.

Michael Hartrich aus Eisingen tritt für die Piraten zur Bundestagswahl an. Er stellte in seinem Vortrag Ideen vor, mit denen man schon jetzt den Verkehr in und um Würzburg entlasten könnte. Zum Beispiel ist es möglich, an Tagen, an denen in der Innenstadt mit sehr vielen Menschen zu rechnen ist, die Straßen durch fahrscheinlose Aktionstage zu entlasten – wie dies zu Sylvester bereits geschieht. Zudem regte er an, dass allen Schülerinnen, nahezu problem- und kostenlos, die durchgängige Nutzung des ÖPNV gestattet werden könnte, anstatt ihre Nutzung rein auf den Schulweg zu beschränken. Außerdem war es ihm auch ein Anliegen die Veranstaltungen der Gemeinden im Landkreis durch fahrscheinlosen Transfer zwischen Stadt und Land zu unterstützen. Davon hätten die Gemeinden vielfachen Nutzen: Es werden mehr Gäste angelockt, die weniger Verkehrschaos verursachen und dementsprechend weniger Parkplätze benötigen.

Der Landtagskandidat Jan Bühler gab einen Überblick über die aktuellen Kosten des ÖPNV in Würzburg und eine Abschätzung der Entwicklung der Kosten bei Umstellung auf Fahrscheinlosen ÖPNV. Zwar würden die Gesamtkosten durch die höhere Nutzung steigen, da mehr Fahrten nötig wären, allerdings kann dieser Kostenanstieg durch größere Busse und Straßenbahnen gebremst werden. Der Belastung durch eine zusätzliche Umlage von ca. 10-20€ pro Bürger stehen erhebliche Einsparungen gegenüber: Können die meisten oder alle Fahrten mit Öffentlichem Verkehr zurückgelegt werden, braucht nicht mehr jeder Haushalt ein oder mehrere Autos. Stattdessen kann wesentlich günstigeres Carsharing genutzt werden, die Fixkosten eines Autos werden dadurch auf mehr Schultern verteilt. Außerdem wird nur noch ein Bruchteil der heutigen Parkplätze benötigt, was die Möglichkeit bietet den Raum attraktiver neu zu gestalten. Von geringeren Umweltschäden durch den Verkehr profitieren ebenfalls alle.

Herr Karl, stellvertetender Betriebsleiter der WSB, steuerte seine praktischen Erfahrungen aus dem Betrieb bei. Insbesondere verteidigte er das vorne Einsteigen als Maßnahme zum Steigern der Einnahmen aus dem Fahrkartenverkauf. Auch er hatte keine grundsätzlichen Einwände gegen einen fahrscheinlosen ÖPNV.

Bei der lebendigen Diskussion, welche noch bis in die tiefen Nachtstunden hinein ging, waren sich dann alle im Grundsatz einig: Der fahrscheinlose ÖPNV wäre eine Möglichkeit, mehr Fahrgäste in den öffentlichen Nahverkehr zu bringen und dadurch den Verkehr nachhaltiger zu gestalten. Bereits heute werden große Teile der Kosten im ÖPNV von der Allgemeinheit getragen – beim Straßenbau sogar ausschließlich. Die Forderung nach einem rein umlagefinanzierten Verkehr ist also gar nicht so revolutionär, wie sie vielleicht klingen mag.

Maximilian Winkler
Politischer Geschäftsführer
Piratenpartei Unterfranken
Stephanstraße 7,
97070 Würzburg
maximilian.winkler@piraten-ufr.de

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