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Einweihung der Tönnies-Arena: Sicherheitsdienst versucht Kritiker einzuschüchtern / Polizei schützt Demonstrationsrecht

(LNP) Viel Aufmerksamkeit erregten am Sonntag während der Einweihung der Tönnies-Arena drei Demonstranten. Mit Plakaten wie „Stadion ja – nein zu Hungerlohn“ und der Kritik an den Wohnverhältnissen der Mitarbeiter, an Massentierhaltung und Tiertransporten erfuhren sie großen Zuspruch und werden in manchem „Fotoalbum“ auftauchen. Vom Veranstalter war Kritik allerdings nicht erwünscht. Der Sicherheitsdienst hinderte die Protestanten massiv an der Nutzung öffentlicher Wege und drohte mit Anzeige. Erst die herbeigerufene Polizei stellte klar: Die spontane Demo steht unter dem Schutz des Demonstrationsrechtes.
Grund zur Kritik gibt es genug. Laut einer Sprecherin der Gewerkschaft NGG ist der Fleischfabrikant Tönnies das »krasseste Beispiel« für die Anwendung von sogenannten Werkverträgen. Bis zu 90 Prozent der Mitarbeiter sind Beschäftigte von Sub-Unternehmen meist aus Ost- und Mitteleuropa. Sie arbeiten ohne tarifliche und soziale Mindeststandards. Mit ihrem Lohn können sie zwar ihre Familien in der Heimat über die Runden bringen, dafür nehmen sie aber schlechte Bezahlung und teils katastrophale Wohn- und Lebensbedingungen in Kauf.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) wirft der ganzen Branche die Verwässerung von Tierschutzstandards vor. Das bundeseigene Max Rubner-Institut für Sicherheit und Qualität bei Fleisch berichtet, dass die sogenannten Stecher in großen Schlachthäusern nur etwa zwei Sekunden Zeit haben, um Schweinen die Schlagadern zu durchtrennen. Die Schlachter verfehlen häufig große Blutgefäße oder übersehen gar einzelne Tiere. Schätzungsweise 500.000 Schweine werden in Deutschland pro Jahr qualvoll und bei vollem Bewusstsein im heißen Wasserbad verbrüht.

Auch der Weltklimarat kommt zu drastischen Ergebnissen. Der steigende Fleischkonsum und die dafür nötige Massentierhaltung verursachen 18 Prozent der Treibhausgasemissionen. Gülle verseucht das Grundwasser. Zum Anbau von oft gentechnisch veränderten Sojabohnen für Tierfutter wird der Regenwald gerodet. Der Weltklimarat schlägt vor, die Bewohner der Industrieländer sollten sich vegetarisch ernähren.

Um  Futtermittel für Europa zu anzubauen werden anderswo Bauern von ihrem Land vertrieben und wird in Kauf genommen, dass die Zahl der Hungernden steigt.

Zurück nach Rheda-Wiedenbrück. Das der Aufsichtsratsvorsitzende des FC Schalke Clemens Tönnies seine MitarbeiterInnen so gut bezahlt wie die „Profis“ des FC Schalke ist sicher zu viel verlangt. Aber ein Stundenlohn von mindestens 10 €, angemessener Wohnraum, soziale Absicherung und alle Arbeitnehmerrechte sollten für alle drin sein. Grundsätzlich aber ist zu fragen, ob es überhaupt sinnvoll ist, Fleisch in solchen Mengen zu produzieren. Die gesundheitlichen Folgen des  Fleischkonsums sind bekannt. Auch die Zustände in Massentierhaltung und bei Tiertransporten sind ethisch nicht zu rechtfertigen. Sollten wir nicht mehr über die Qualität statt die Quantität sprechen? Muss nicht generell die regionale und ökologische Versorgung mit Lebensmitteln viel stärker ausgebaut werden? Wie hoch müssen Löhne, Renten und Sozialleistungen sein, damit sich jede und jeder gesunde und fair erzeugte Lebensmittel leisten kann? DIE LINKE. ist bereit diese Diskussion zu führen.

Michael Pusch
DIE LINKE. Kreisverband Gütersloh
05423-4740952, info@die-linke-guetersloh.de

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