(LNP) Für die gemeinsame Weiterführung des länderübergreifenden Erprobungs- und Entwicklungsvorhabens „Riesellandschaft Hobrechtsfelde“ sprachen sich heute Brandenburgs Umweltstaatssekretär Daniel Rühmkorf und sein Berliner Kollege Staatssekretär Christian Gaebler aus. „Hier entsteht eine arten- und erlebnisreiche Erholungslandschaft mit S-Bahnanschluss“, so die Politiker beim heutigen Besuch des Naturparks.
Auf 850 Hektar entsteht an der nördlichen Stadtgrenze von Berlin Deutschlands größtes Waldweideprojekt. Ziel des Projekts ist es, die biologische Vielfalt zu stärken, heterogene Wälder zu ökologisch wertvollem, halboffenem Mischwald zu entwickeln und eindrucksvolle Erholungsräume für die nahe Stadt zu schaffen.
Vieles hat sich seit dem Start 2011 in dieser Landschaft getan. Im ersten Jahr wurden bereits 1,3 Million Euro investiert, u.a. für rd. 60 km Weidezaun. Besucher können seither das Projektgebiet über 47 Tore betreten und die extensive Waldweide mit Schottischen Hochlandrindern, Uckermärkern, Englischen Parkrindern und Konikpferden erleben. Alle Hauptwander- und Radwege sind weiterhin frei benutzbar ohne in Kontakt mit den Weidetieren zu kommen.
Derzeit beweiden etwa 200 Weidetiere – ca. 30 Pferde (inkl. Fohlen) und 170 Rinder (inkl. Kälbern) – das über 820 Hektar große Gelände. Die Agrar GmbH Gut Hobrechtsfelde betreut und kontrolliert die Weidetiere und die Zaunanlagen.
„Mit dieser Art der Beweidung entsteht auf den ehemaligen Rieselfeldern und in den angrenzenden klassischen Waldflächen eine halboffene Weidelandschaft – ein in Deutschland besonders selten gewordener Landschaftstyp“, so Gaebler. Besucher werden auf zahlreichen Tafeln über das Projekt informiert und können bei ausgedehnten Spaziergängen den Fortgang beobachten.
In der Schönower und Basdorfer Heide tragen erste forstliche Maßnahmen des beschleunigten Waldumbau zur Verbesserung des Landschaftswasserhaushaltes bei. 150 ha Kiefernwälder wurden durchforstet und durch Entnahme der aus Nordamerika eingewanderten Spätblühenden Traubenkirsche zusätzlich aufgelichtet. Durch die anschließende Pflanzung von Eichen, Buchen, Linden und Ulmen entstehen stabile, naturnahe Mischwälder. Die Eichelhäher als willkommene Helfer beim Waldumbau verteilten ca. 3.000 kg Eicheln aus 160 speziell errichteten Kästen im noch kieferngeprägten Wald.
Für die Reiterinnen und Reiter der Region wurden 7,5 km Reitwege rund um Hobrechtsfelde hergerichtet.
Hier gehen Naturschutz und Forst Hand in Hand mit dem Ziel, die biologische Vielfalt zu stärken“, so Rühmkorf. „Der Erfolg wird an den Effekten für den Naturschutz, die Waldentwicklung und die Erholung zu messen sein.“ Die Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde koordiniert diese wissenschaftliche Begleituntersuchung.
In diesem Jahr soll das Gebiet weiter für Erholungssuchende erschlossen werden. Dazu wurden bereits 16 neue Bänke, 5 überdachte Rastplätze und eine 4 Meter hohe Aussichtsplattform errichtet. Derzeit werden 35 Infotafeln, beginnend an den S- und Regionalbahnhöfen mit Gebietskarte und Projektinformationen sowie an weiteren wichtigen Orientierungspunkten aufgestellt.
Auf dem ehemaligen Gutshof in Hobrechtsfelde entsteht bis 2013 ein Besucherzentrum mit Schaugehege, Streichelgehege und Spielplatz. Ein weiterer Besuchermagnet wird eine Ausstellung im alten Speicher sein – über die regionale Entwicklung der Waldweide von den historischen Anfängen über die Entstehung von Hobrechtsfelde und der Rieselfeldwirtschaft bis hin zur Zukunft der eichengeprägten halboffenen Waldlandschaft. Die Eröffnung der Ausstellung und des Speichers als Aussichtspunkt für Besucher ist für Mitte 2013 geplant. Bei dem Besuch des diesjährigen Naturparkfestes am 1. September ab 14 Uhr auf dem Gutshofgelände in Hobrechtsfelde können sich Interessierte über den aktuellen Fortgang des Projektes informieren.
Hintergrundinformation:
Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) fördert das Hauptvorhaben bis 2015 mit rund 1.7 Millionen Euro sowie die wissenschaftliche Begleitung durch die Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) mit mehr als 370.000 €. Weitere Förderer des Hauptvorhabens sind das Land Berlin mit 700.000 €, die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg mit 300.000 €, der Landkreis Barnim mit 50.000 € und der Förderverein Naturpark Barnim e.V. mit 120.000 €, welcher auch Träger dieses Großprojektes ist. Er arbeitet in enger Kooperation mit den Projektpartnern der Naturparkverwaltung Barnim, den Berliner Forsten, der Agrar GmbH Gut Hobrechtsfelde, der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Berlin, der Berliner Stadtgüter GmbH, dem Landkreis Barnim und weiteren Partnern der Region.
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