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Hamburgs Ehrenbürgerschaften: Nicht tilgen, dafür stärker historisch einordnen

(LNP) Das Verzeichnis der Hamburger Ehrenbürgerschaften soll mit mehr Informationen versehen und damit stärker historisch eingeordnet werden. Darauf haben sich die Fraktionen von SPD, Grünen, FDP und Linken in einem gemeinsamen Antrag verständigt, der heute in der Bürgerschaft debattiert wird (siehe Anlage). Eine klare Absage erteilt die SPD-Fraktion in diesem Zusammenhang aber einer Aberkennung der Ehrenbürgerwürde Paul von Hindenburgs. Dazu die SPD-Abgeordnete Dr. Loretana de Libero: „Man kann nicht ungeschehen machen, was geschehen ist. Man sollte es besser aufarbeiten, es in den historischen Kontext einordnen. Genau das wollen wir mit den Hamburger Ehrenbürgerschaften künftig stärker tun. Wir wollen damit das Handeln vergangener Generationen besser nachvollziehen. Aber anders als die Grünen das fordern, beinhaltet dies keineswegs die logische Konsequenz, etwa einer Person wie Paul von Hindenburg die Ehrenbürgerschaft nachträglich wieder abzuerkennen. Entweder wir betrachten die Geschehnisse in ihrer Zeit oder wir legen den moralischen Maßstab von 2013 an. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Das Verzeichnis der Hamburgischen Ehrenbürgerinnen und Ehrenbürger sollte vielmehr als historisches Dokument verstanden werden. Es ist ein Zeugnis, wie die jeweilige Generation meinte, Menschen auszuzeichnen. In diesem Gedächtnisraum versammelt sich hamburgische und deutsche Geschichte mit all ihren Brüchen.“
 
Deshalb sei die Stadt mit Aberkennungen aus guten Gründen bislang sehr vorsichtig umgegangen, betont de Libero: „Die Aberkennung der Ehrenbürgerrechte Hitlers und Görings war damals ein wichtiges politisches Signal. Heute den Namen Hindenburg zu tilgen, hieße aber die Dimension der Verbrechen, die während der NS-Diktatur begangen wurden, zu relativieren. Das Ausmaß dieser Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist einzigartig und unvergleichlich. Der 85-jährige Reichspräsident war Steigbügelhalter Hitlers, er hat das Ermächtigungsgesetz unterschrieben, das wissen wir nicht erst durch neuere wissenschaftliche Arbeiten. Doch Hindenburg ist nicht Hitler, zwischen Hindenburg und Hitler ist eben immer noch eine Trennlinie zu ziehen. ‚Hamburg erinnert sich 2013‘ –  so lautet das Motto der Gedenkveranstaltungen in diesem Jahr – und das wollen wir mit den Ehrenbürgerschaften denn auch wirklich tun.“

Claas Ricker
Pressesprecher
SPD-Bürgerschaftsfraktion
Rathausmarkt 1, 20095 Hamburg
Telefon: (040) 4 28 31 – 1386
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