(lnp) Kognitive Kartografie – Warum die Legende nicht links stehen sollte. Kartennutzer verarbeiten Informationen aus der Legende effizienter, wenn sie rechts in der Karte steht. Der Grund liegt im Gehirn.
Die Legende befindet sich in Karten oft da, wo noch Platz ist – zufällig positioniert. Forscher der Arbeitsgruppe Geomatik der Ruhr-Universität Bochum (RUB) haben jetzt mit einer Nutzerstudie belegt, dass die Legende am besten rechts verortet sein sollte, damit die Informationen schnell und effizient verarbeitet werden. „Die kontralaterale Verarbeitung des menschlichen Gehirns leitet rechtsseitig aufgenommene Textinformationen schneller in die linke Gehirnhemisphäre, wo sich in den meisten Fällen das Sprachzentrum befindet“, begründet Dr. Dennis Edler. Die Studie ist in der Zeitschrift The Cartographic Journal vom 20. November 2018 veröffentlicht.
Erste Nutzerstudie zum Thema
Die wissenschaftliche Kartografie hat die Frage nach der besten Position der Legende bisher nur selten berücksichtigt. Nationale und internationale Standard-Lehrbücher schlagen als Ort dafür wahlweise links, rechts oder unten vor. „Nutzerstudien hat es bis jetzt dazu noch nie gegeben“, sagt Dennis Edler.
Weil das menschliche Gehirn Informationen, die über das rechte Auge eingehen, in der linken Hälfte verarbeitet, wo die Sprachverarbeitung geschieht, vermuteten die Forscher, dass es günstiger sein könnte, Legenden rechts zu positionieren. Um das zu untersuchen, zeigten sie Testpersonen Karten, auf denen die Legende jeweils an verschiedenen Orten platziert war, und verfolgten deren Blick mittels Eyetracking. „Wenn die Legende auf der rechten Seite der Karte stand, fixierten die Testpersonen sie kürzer und seltener, als wenn sie links stand“, berichtet Edler. Die Nutzer können die Informationen also schneller und effizienter verarbeiten, wenn sie rechts steht.
„Im Sinne einer nutzerorientierten und kognitionsgesteuerten Kartografie schlagen wir der Praxis der Kartengestaltung die rechtsseitige Legendenpositionierung vor“, fasst der Forscher zusammen.
Pressekontakt:
Prof. Dr. Frank Dickmann
Arbeitsgruppe Geomatik
Geographisches Institut
Ruhr-Universität Bochum
Tel.: 0234 32 23379
E-Mail: frank.dickmann@rub.de
Quelle: Pressemitteilung Ruhr-Universität Bochum vom 05. Dezember 2018
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