(LNP) Der Bayerische Landtag vertieft die Partnerschaft zu den Parlamenten der südafrikanischen Provinzen Westkap und Gauteng. Vom 23. Februar bis zum 1. März reist das Präsidium des Landtags unter Leitung von Präsidentin Barbara Stamm durch Südafrika, um sich mit Abgeordneten der jeweiligen Provinzparlamente auszutauschen und sich über soziale, gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen des Landes zu informieren. Obwohl Südafrika den Übergang vom weißen Apartheid-Regime zu einer multiethnischen Demokratie bemerkenswert friedlich geschafft hat, ist das Land dennoch voller Gegensätze und Herausforderungen.
Auf der ersten Station in Gautengs Hauptstadt Johannesburg empfangen Parlamentspräsidentin Lindiwe Maseko und Regierungschefin Nomvula Mokonyane die Delegation aus Bayern zu Gesprächen. Ein wichtiges Thema wird dabei die Situation der Frauen in Südafrika sein, die ihre Rechte erst seit einiger Zeit nachdrücklicher einfordern. Im BMW-Werk im benachbarten Pretoria informieren sich die Abgeordneten über das Ausbildungsprojekt des dortigen BMW-Werks. Bildung ist in Südafrika ein Schlüsselthema. Unter den verschiedenen Bevölkerungsgruppen herrschen immer noch große Unterschiede im Ausbildungsniveau – eine Konstellation, die viel soziales Konfliktpotenzial in sich birgt. Deswegen haben sowohl die südafrikanische Politik als auch die Wirtschaft dort ein immenses Interesse an der Verbesserung des Bildungsangebotes. Dabei gilt nicht zuletzt das deutsche duale Berufsausbildungssystem als Vorbild. Hierbei bieten die politischen Stiftungen aus Deutschland ihre Hilfe an. In einem Arbeitsgespräch mit Vertretern der verschiedenen Stiftungen will das Präsidium mehr über Fortschritte und Probleme bei der Bildungsarbeit in den bayerischen Partnerregionen Westkap und Gauteng erfahren.
In Kapstadt, der Hauptstadt der Provinz Westkap, trifft das Präsidium den Parlamentspräsidenten Richard Majola und Premierministerin Helen Zille, die deutsche Vorfahren hat. Westkap ist mit über 40 Millionen Einwohnern die mit weitem Abstand bevölkerungsreichste und wirtschaftlich stärkste Provinz Südafrikas. Im Mittelpunkt der Gespräche wird die Stärkung zivilgesellschaftlicher Strukturen stehen – einem besonderen Anliegen der Premierministerin. Viele, oft kirchliche, Initiativen aus Bayern engagieren sich in Bildungs- und Sozialprojekten. Neben unzureichender Bildung ist unter den Kindern und Jugendlichen die erschreckend hohe Rate von HIV-Infizierten ein gravierendes gesellschaftliches Problem. Auf dem Programm stehen außerdem mehrere Hilfsprojekte, zum Beispiel Bildungsprojekte für arbeitslose Jugendliche und eine Initiative für die medizinische Versorgung HIV-infizierter Kinder.
Sowohl in Gauteng als auch in Westkap sind viele Organisationen aus Bayern tätig, was Barbara Stamm ausdrücklich begrüßt. „Ein afrikanisches Sprichwort sagt: Der beste Zeitpunkt, einen Baum zu pflanzen war vor 20 Jahren. Der zweitbeste ist genau jetzt. Ich denke, das kann man genau so über Bildungs- und Sozialprojekte sagen. Deswegen liegt jedes zivilgesellschaftliche Engagement auf jeden Fall in der Zeit“, erklärt die Landtagspräsidentin.
Westkap und Gauteng sind seit 1995 Partnerregionen Bayerns. Neben dem Ausbau der Handelsbeziehungen lag von Beginn an ein Schwerpunkt auf Bildungs- und Sozialprojekten, die zur Überwindung immer noch bestehender wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Gräben in Südafrika beitragen sollen.
Zoran Gojic
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