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21. November 2024
Nordrhein-Westfalen

Ministerium für Klimaschutz, Umwelt: Hoher Flächenverbrauch in NRW setzt sich 2011 weiter fort

(LNP) Minister Remmel warnt: Artensterben wird durch den Verlust von wertvollem Grünland weiter forciert.

Der hohe Flächenverbrauch in NRW setzt sich weiter fort. Dies belegen Daten des Statistischen Landesamtes (IT.NRW), die das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) jetzt ausgewertet hat. Demnach gingen 2011 täglich rund 10 Hektar Landesfläche verloren zugunsten des Straßenbaus oder neuer Siedlungsflächen.

„Der Flächenverbrauch ist nach wie vor zu hoch. Wir verlieren täglich Platz für Natur, Erholung und Landwirtschaft. Das ist ein dauerhafter Verlust für die Menschen in Nordrhein-Westfalen“, sagte Umweltminister Johannes Remmel. Im Vergleich zu 2010 sei die Versiegelung von Flächen im vorigen Jahr zwar etwas zurückgegangen, von einer Trendwende könne aber nicht gesprochen werden. „Wir sind dabei, die Festplatte unserer Natur unwiederbringlich zu löschen. Das gilt auch für unser Bundesland, in dem rund 45 Prozent der Tier- und Pflanzenarten gefährdet sind. Der hohe Flächenverbrauch forciert diesen Trend.“

Nach den Auswertungen des LANUV hatte sich der Flächenverbrauch in Nordrhein-Westfalen nach 9,2 Hektar im Jahr 2009 auf 11,5 Hektar pro Tag im Jahr 2010 erhöht. Im Jahr 2011 wurde wieder ein Rückgang um 1,5 Hektar pro Tag auf 10 Hektar pro Tag verzeichnet.

Remmel: „Unser Ziel ist, den Flächenverbrauch bis zum Jahr 2020 auf fünf Hektar pro Tag zu senken und langfristig auf Null“, so der Minister.

Seit 1996 wurden insgesamt 950 Quadratkilometer fruchtbare Acker- und Weideflächen auf wertvollen Böden für andere Flächennutzungen in Anspruch genommen. „Diesen Verlust können wir uns aus ökologischer und auch aus ökonomischer Sicht nicht mehr leisten“, so Remmel. „Hinzu kommt, dass durch den Flächenverlust auch ein wichtiger Teil unseres wertvollen Naturerbes verloren geht. Denn unsere bunten Wiesen gehören zu den artenreichsten Lebensräumen die wir in NRW haben.“

Die „Rote Liste NRW“ macht die mit dem Flächenfraß verbundenen Folgen für die Natur deutlich: Von etwa 450 Pflanzenarten, die überwiegend auf Grünland wachsen, sind derzeit über 44 Prozent in ihrem Bestand gefährdet, 11 Arten sind bereits ausgestorben. Von 30 Vogelarten, die ihren Lebensschwerpunkt in Grünland-Lebensräumen haben, sind zehn Prozent bereits ausgestorben. Insgesamt 66 Prozent der „Grünlandvögel“ sind in ihren Beständen gefährdet. Dazu gehören etwa der Kiebitz, das Braunkehlchen oder der Wiesenpieper.

NRW hat in den letzten 30 Jahren rund 180.00 Hektar Dauergrünland verloren und besitzt nun nur noch weniger als 400.000 Hektar. Auf Grund des stetigen Flächenverbrauchs, wurden viele ehemalige Wiesen für andere Nutzungen umgewandelt. Um den Verlust zu stoppen, wurde bereits im Jahr 2011 durch das NRW-Umweltministerium ein Umbruchverbot für Dauergrünland für die Landwirtschaft angeordnet.  „Die bunten Wiesen der 60er und 70er Jahre des letzten Jahrhunderts sind fast verschwunden“, so Minister Remmel. „Außerhalb von Naturschutzgebieten und Flächen die mit Maßnahmen aus dem Vertragsnaturschutz bewirtschaftet werden, finden wir heute nur noch wenige Blütenpflanzen, die früher in allen Farben geleuchtet haben.“

So kommt die Wiesenmargerite heute nur noch auf 7,6 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Grünlandflächen vor, früher war sie fast überall zu finden. Der Hauptgrund für die Dezimierung liegt im Einsatz von zu viel Dünger und zu früher Mahd. Derzeit nur noch auf rund ein Prozent der Grünlandflächen zu finden ist die Sumpfdotterblume, mancherorts auch Butterblume genannt. Diese benötigt nasse Wiesen, die durch das in der Vergangenheit praktizierte Trockenlegen von Feuchtwiesen kaum noch zu finden sind. Nicht mehr auf nordrhein-westfälischen Wiesen zu finden sind unter anderem der Sumpfenzian und das Wanzenknabenkraut. Zu den ausgestorbenen Grünlandvögeln gehören unter anderem der Kampfläufer und der Wiedehopf.

„Wir dürfen zum Schutz unseres Naturerbes nicht noch mehr Flächen verlieren. Denn Fläche ist ein nicht vermehrbares Gut und der schonende Umgang damit eine Verpflichtung gegenüber den nachkommenden Generationen“, betonte Remmel.

Hintergrundinformationen NRW-Naturerbe:

NRW verfügt über rund 3000 Naturschutzgebiete, etwa 550 Gebiete des europäischen Schutzgebietssystems „Natura 2000“ (8,4% der Landesfläche), einen Nationalpark in der Eifel und 14 Naturparke. Bemerkenswert groß ist die Artenvielfalt in Nordrhein-Westfalen mit über 40.000 verschiedenen Pflanzen- und Tierarten. Gleichwohl steht fast die Hälfte von ihnen auf der Roten Liste. Etwa 45 % der heimischen Tier-, Pilz- und Pflanzenarten sind in ihren Beständen gefährdet oder bereits ausgestorben. Von den insgesamt etwa 12.000 betrachteten Arten sind 42 % der Farn- und Blütenpflanzen, 42 % der Säugetierarten, über 50 % der Vogelarten und 55 % der Schmetterlingsarten gefährdet oder ausgestorben.

Quelle: umwelt.nrw.de

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