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Naiver Umgang mit Zwangsprostituierten

von Frank Baranowski
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(LNP) Anlässlich der Veranstaltung „Zwangsprostitution und Menschenhandel – Hilfe und Beratung in Thüringen“ am 18. November kritisiert Karola Stange die Landesgleichstellungsbeauftragte Johanna Arenhövel: „Zu behaupten, die Zahlen in Thüringen rechtfertigten keine Beratungsstelle und es reiche, die Beraterinnen zu sensibilisieren, geht völlig an der Realität der Zwangsprostituierten und Opfer von Menschenhandel vorbei.“ Die gleichstellungspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag verweist darauf, dass die Frauen – und sicher auch zum Teil Männer – unter täglicher Gewalt litten, in der Regel keine Papiere hätten, weil sie ihnen abgenommen worden seien oder sie illegal nach Deutschland gebracht worden wären, und somit auch Angst vor den Behörden hätten.

„Frauen, die vor äußerster Gewalt bis hin zur Ermordung Angst haben müssen, spazieren nicht so einfach mal in eine Beratungsstelle, die öffentlich zugänglich ist, und hoffen darauf, dass ein Gespräch sie weiterbringt“, konstatiert die Linkenpolitikerin. So lange es keine geschützten Räume für sie gebe und sie von Abschiebung bedroht seien, werde es auch keine Fallzahlen geben. „Es ist geradezu naiv zu glauben, ein bisschen Schulung würde etwas helfen.“ Auch den Beraterinnen sei mit etwas Weiterbildung nicht geholfen. Wer es mit organisierter Kriminalität zu tun habe, brauche umfänglichen Schutz – das betreffe sowohl die Opfer, aber auch die Unterstützerinnen.

„Wenn sich Frau Arenhövel wirklich für die Menschen einsetzen will, muss die Landesregierung Beratungsstellen zur Verfügung stellen und sich für Gesetzesänderungen einsetzen“, fordert Karola Stange. „Die Betroffenen brauchen dringend ein Bleiberecht, müssen in manchen Fällen in Opferschutzprogramme aufgenommen werden, die bis hin zu neuen Identitäten führen, können und brauchen gut geschulte und ihrerseits geschützte Beraterinnen, die sie während ihrer Behördenkontakte begleiten können.“ In einem ersten Schritt müsste sich die Landesregierung auf Bundesebene dafür einsetzen, die vor drei Jahren beschlossene EU-Richtlinie zur Zwangsprostitution umzusetzen. „Ohne substantiellen Schutz bleiben sämtliche Veranstaltungen Alibimaßnahmen, die lediglich dem eigenen Gewissen nutzen.“

Pressesprecherin
Diana Glöckner
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