Startseite BundesländerSachsen Stange: Aufklärer des „Sachsensumpfes“ wurden diskriminiert und verfolgt – U-Ausschuss muss Rolle der Regierung klären

Stange: Aufklärer des „Sachsensumpfes“ wurden diskriminiert und verfolgt – U-Ausschuss muss Rolle der Regierung klären

von Frank Baranowski
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(LNP) Der 2. Untersuchungsausschuss (Sachsensumpf) hat heute den ehemaligen Mitarbeiter des OK-Referates des Landesamtes für Verfassungsschutz (LfV) Herrn D. H. vernommen. Dazu erklärt Enrico Stange, Obmann der Fraktion DIE LINKE:

Mit der Person des Herrn D. H. hatte der Ausschuss heute erstmals einen Zeugen vernommen, der als sogenannter Beschaffer bzw. mitverantwortlicher Führer nachrichtendienstlicher Quellen in dem bislang kaum beachteten Beobachtungskomplex „Abseits II/Chemnitz-Westsachsen“ tätig war. In diesem Fallkomplex ging es während der Tätigkeit des ehemaligen OK-Referats schwerpunktmäßig um die Aufklärung eines vermeintlich ok-relevanten Netzwerks aus Polizisten, Vertretern der Justiz, der öffentlichen Verwaltung, ehemaligen Stasi-Mitarbeitern und lokalen (Ex-)Wirtschaftsgrößen mit Verbindungen zu hochgradig kriminellen Strukturen im Rotlichtmilieu, im Menschenhandel und bei Kinderprostitution.

Die Beweisaufnahme ergab bisher starke Anhaltspunkte dafür, dass der damaligen Spitze des Landesamtes für Verfassungsschutz im Februar 2006 durch die zuständigen OK-Beobachter ein offensichtlich für die externe Auswertung gedachtes, detailliertes Material nebst Redeskript zu diesem Komplex „Abseits II/Chemnitz-Westsachsen“ vorgelegt wurde. Den weiteren Umgang der LfV-Hausspitze mit diesem brisanten Material und den enthaltenen Erkenntnissen, die der Legende von der „heißen Luft“ als Ergebnis der Arbeit des OK-Referates endgültig den Garaus machen, wird der Ausschuss nunmehr aufklären müssen. Dazu zählt u.a. die Frage, ob schon damals die Staatsregierung Adressat des Materials mit den enthaltenen Erkenntnissen war, wofür es Indizien gibt.

Aus der mehrstündigen Zeugenvernehmung ist aber auch hervorzuheben, dass mit Herrn D. H.  nunmehr der vierte Mitarbeiter von Sicherheitsbehörden, die sich mit der Aufklärung vermeintlich krimineller und korruptiver Netzwerke in Sachsen befassten,  gegenüber dem Ausschuss berichtete, dass er sich nach deren medialer und öffentlicher Thematisierung als „Sachsensumpf“ einer plötzlichen und für ihn anlasslosen Diskriminierung und Verfolgung ausgesetzt sah. In der Folge stellten sich bis heute andauernde gesundheitliche Beeinträchtigungen ein und er musste eklatante berufliche Nachteile hinnehmen.

Der Zeuge wurde heute noch nicht entlassen, da er über seinen Rechtsanwalt eine detaillierte schriftliche Darstellung der von ihm heute als „menschliche Sauerei“ bezeichneten Handlungsweise seines Dienstherrn an den Ausschuss nachreichen wird. Diese wird in der kommenden Sitzung des Ausschusses am 25. September zu behandeln sein.

Marcel Braumann
Pressesprecher
Fraktion DIE LINKE im Sächsischen Landtag
Bernhard-von-Lindenau-Platz 1
01067 Dresden
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