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Umbenennung der Emil-Abderhalden-Straße / Jusos Halle schlagen drei verdiente Frauen vor / mit der Umbenennung darf die Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit nicht einfach abgeschlossen werden

(LNP) Die Jusos Halle kritisieren den Verlauf der derzeitigen Diskussion um die Umbenennung der Emil-Abderhalden-Straße. Zwar ist es richtig und längst überfällig, dem Eugeniker, Euthanasie-Befürworter und NS-Handlanger Emil Abderhalden die Ehrung zu entziehen. Damit darf die Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit von mit Straßennamen geehrten Personen aber nicht einfach abgeschlossen werden. Zudem stünde es Halle als Stadt der Aufklärung gut zu Gesicht, wenn mit der Umbenennung der prominent gelegenen Straße eine um die Wissenschaft verdiente Frau geehrt werden würde.

Nach Auffassung der Jusos gibt es einige Frauen, die eine Ehrung verdient hätten, aber bis jetzt nicht in Betracht gezogen wurden. Zu nennen wäre hier Gertrud Schubart-Fikentscher. Sie wurde 1948 an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg als erste Professorin für Rechtswissenschaft in Deutschland berufen. Besonders beeindruckend ist ihr konsequentes Eintreten für Frauenrechte und ihre Haltung, sich der Indienstnahme durch die SED durch Parteiaustritt zu entziehen. Eine weitere Möglichkeit wäre Emmy Noether, die nicht nur eine bedeutende Mathematikerin war, sondern in diesem Fach als erste Frau überhaupt in Deutschland die Lehrerlaubnis erhielt. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde ihr diese entzogen, woraufhin sie in die USA auswandern musste. Ein dritter Vorschlag ist Elisabeth Blochmann, die sich insbesondere in der Kindergartenpädagogik einen Namen gemacht hatte und zusammen mit Adolf Reichwein eine Professur an der Pädagogischen Akademie in Halle innehatte. Auch sie musste später der NS-Hochschulpolitik weichen und ging nach England ins Exil.

Neben dieser Erweiterung der bisher ausschließlich männlichen Vorschlagsliste ist den Jusos Halle wichtig, dass die dunklen Seiten deutscher Geschichte nicht mit einer bloßen Umbenennung von Straßen vergessen gemacht werden. Um die Erinnerung an das nationalsozialistische Unrecht und die schuldvergessene Ehrung der Täter zu bewahren, sollte die Umbenennung durch Aufklärungs- und Erinnerungsarbeit begleitet werden, beispielsweise durch eine Veranstaltungsreihe an der Universität oder eine Mahntafel am neuen Steintor-Campus.

Felix Peter
Vorsitzender der Jusos Halle (Saale)
www.jusos-halle.de
felix.peter@jusos-halle.de

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