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19. Oktober 2024
Hamburg

Wasserstandsmeldungen statt Ausbildungsplätze

(LNP) Zu den Pressemeldungen, wonach noch 2.800 Hamburger Jugendliche unmittelbar vor Beginn des neuen Ausbildungsjahres eine Lehrstelle suchen und diese Zahl erheblich höher ist als im Vorjahresmonat, erklärt Dora Heyenn, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE:

„Die Zahl von 2.800 Jugendlichen, die noch einen Ausbildungsplatz suchen, ist dramatisch, und diese Zahl ist noch geschönt. Nur etwa ein Drittel der Jugendlichen, die bei der Arbeitsagentur Rat suchen, werden von der Arbeitsagentur nach diversen Tests als ‚geeignete Bewerber‘ eingestuft. Von diesen 7.650 gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber für eine Berufsausbildungsstelle haben nur 2.225 (29 %) auch tatsächlich einen Ausbildungsplatz bekommen. Das sind 29 %. Damit haben zu Beginn des Ausbildungsjahres über 70 % (bzw. über 5.400) der Jugendlichen keinen Ausbildungsplatz, die von der Arbeitsagentur als ‚geeignet‘ für eine Ausbildung befunden worden waren.“

Dora Heyenn weiter: „Es ist gut, wenn der Geschäftsführer der Arbeitsagentur Hamburg, Herr Fock, die Betriebe auffordert, mehr Jugendlichen eine Chance zu geben. Die Unternehmer müssen von ihrem hohen Ross herunterkommen und mit der Verunglimpfung der Hamburger Jugendlichen aufhören. Man kann nicht über Fachkräftemangel jammern, gleichzeitig aber nicht ausreichend  Ausbildungsplätze bereit halten. Insbesondere Herr Fock sollte nicht ins gleiche Horn wie die ausbildungsunwilligen Unternehmen stoßen. Dass  40 % der ‚Bewerber‘ sich auf die Top 10 der Ausbildungsberufe konzentrieren ist nur die halbe Wahrheit. Die ganze Wahrheit ist, dass sich auch fast 40 % der von den Betrieben angebotenen Ausbildungsplätze auf nur 10 Berufe konzentrieren. Insofern verhalten sich die Hamburger Jugendlichen äußerst flexibel und marktkonform. Den  Hamburger Jugendlichen muss eine Chance für einen Start ins Berufsleben gegeben werden, und da helfen nur Ausbildungsplätze. DIE LINKE wird dieses Thema zur aktuellen Stunde in der nächsten Bürgerschaftssitzung anmelden.“

Im Berufsbildungsbereich gibt es eine Fülle von Statistiken. Die am häufigsten zitierte ist die „Statistik über Bewerber für Berufsausbildungsstellen“, die von der Bundesagentur für Arbeit monatlich vom März bis September eines Jahres veröffentlicht wird. Diese Statistik enthält quasi die „Wasserstandsmeldungen“ im Ausbildungsbereich. Auch wenn sie viel zitiert wird, ist sie doch nicht aussagekräftig. Die Linksfraktion hat daher eine Stellungnahme  „Ausbildungszahlen richtig lesen“ erarbeitet:

http://www.linksfraktion-hamburg.de/fileadmin/user_upload/Dokumente/Ausbildungszahlen_richtig_lesen_12Aug22.pdf

Dazu Dora Heyenn: „Diesen Beitrag soll helfen, die echten Zahlen transparent zu machen. Das vollmundige Versprechen von Bürgermeister Olaf Scholz, dass alle Jugendlichen einen Ausbildungsplatz erhalten müssen, erreicht man nicht durch Statistiktricks.“

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